
Katharina Hauer,
Country Medical Head Sanofi Genzyme & Country Medical Chair Österreich
Covid-19 hat eindrucksvoll gezeigt, was passiert, wenn der Mensch in den Lebensraum von Wildtieren vordringt: Krankheitserreger von Tieren können leicht überspringen und unsere Gesundheit ernsthaft bedrohen. Mittlerweile gehen mehr als 60 Prozent aller menschlichen Infektionskrankheiten von Tieren aus.1 Sie werden als Zoonosen bezeichnet.
Diese Bedrohung ist nur ein Beispiel für die zahlreichen Auswirkungen unserer Umwelt auf die menschliche Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass global fast ein Fünftel aller Todesfälle in Verbindung mit Umweltproblemen steht.2 Diese, teils komplexen Zusammenhänge werden immer sichtbarer und besser erforscht. Dahinter steht das Bewusstsein von One Health: dass die Gesundheit aller Lebewesen zusammenhängt und dass eine intakte Umwelt die Voraussetzung für ein gesundes Leben ist. Nachhaltiges Handeln – im Privaten, der Wirtschaft und der Politik – kann hier beitragen. Nachfolgend sind einige Beispiele aufgelistet, die das deutlich machen sollen:
- Pandemien verhindern durch den Erhalt der Ökosysteme
Die natürlichen Ökosysteme halten das Leben auf der Erde im Gleichgewicht. Wenn Tier- und Pflanzenarten durch Urbanisierung, Abholzung oder den Klimawandel in Bedrängnis geraten, begünstigt das die Übertragung und Ausbreitung von Krankheiten auf andere Arten und in weiterer Folge auf den Menschen. Wenn es hingegen gelingt, die zahlreichen, natürlichen Lebensräume zu bewahren, können wir Krankheiten frühzeitiger identifizieren, lokal eindämmen und Pandemien verhindern.
- Natürliches Potenzial für innovative Medikamente
Natürliche Ressourcen sind für die Herstellung von Medizin unverzichtbar. Ein Löwenanteil der Arzneimittel enthält direkt biologische Substanzen oder kopiert diese.3 Biodiversität birgt somit einen unfassbaren Schatz an natürlichen Heilstoffen. Dabei ist das Potenzial der Natur zur Bekämpfung und Linderung von Krankheiten noch lange nicht ausgeschöpft. Durch die Zerstörung der Artenvielfalt wird es jedoch reduziert, bevor es überhaupt erforscht werden kann.
- Schlüsselfaktoren Ernährung und Landwirtschaft
Die Ernährung spielt in zweierlei Hinsicht eine Rolle für die menschliche Gesundheit: Einerseits beeinflussen die Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, den Körper direkt. Andererseits hat ihre Erzeugung beachtliche Auswirkungen auf die Umwelt und in weiterer Folge auch auf unsere Gesundheit. Die Ernährungsgewohnheiten beziehungsweise der Konsum beeinflussen das Angebot in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft wiederum ist entscheidend für die Umwelt und Aufrechterhaltung von Artenvielfalt. Abholzungen zugunsten von Weideflächen sowie lange Transportwege treiben den Klimawandel voran, Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden zerstören attraktive Lebensräume und gefährden Tier- und Pflanzenarten. Eine regionale, nachhaltige Ernährungsweise bildet die Basis für eine nachhaltige Landwirtschaft. Zugleich muss uns eine nachhaltige Landwirtschaft auch etwas wert sein und einen entsprechenden Preis haben.
- Nachhaltigkeit in der Industrie
Es steht außer Diskussion, dass eine intakte Umwelt auf das Engagement der Industrie angewiesen ist. Unternehmen müssen ihr wirtschaftliches Handeln an Nachhaltigkeitszielen ausrichten. Die Pharmaindustrie fühlt sich als Teil der Gesundheitsindustrie besonders verpflichtet, zu einem gesunden Leben auf dem Planeten beizutragen. Sanofi hat deshalb die „Planet Mobilization Kampagne“ ins Leben gerufen. Dabei geht es darum, über konkrete Ziele ein nachhaltiges Wirtschaften in allen Bereichen sicherzustellen und zu fördern. Dazu zählen etwa die Reduktion von CO2, von Verpackungsmaterial oder die Evaluierung und Vermeidung der Umweltauswirkungen von Sanofi-Produkten. Eine weitere Initiative, der „Plan Bee®“, stellt auf die Förderung der Biodiversität ab: Die Errichtung von Bienenstöcken an 26 Standorten soll Bienen einen Lebensraum bieten.
Die Beispiele zeigen, wie komplex und vielschichtig das Zusammenspiel von Umwelt und Gesundheit ist. Sie machen deutlich, dass es eine holistische Herangehensweise braucht, um die aktuellen Herausforderungen für die Umwelt zu bewältigen. Dafür wiederum müssen alle Disziplinen, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft an einem Strang ziehen und ihre Verantwortung gegenüber dem Planeten wahrnehmen.
Dieser Blog entstand im Zuge der Podcast-Reihe „OneHealth“ in Kooperation mit Darwin’s Circle. Den Podcast können Sie HIER nachhören.
- Cutler, S. J., Fooks, A. R., & van der Poel, W. H. (2010). Public Health Threat of New, Reemerging, and Neglected Zoonoses in the Industrialized World. Emerging Infectious Diseases, 16(1), 1-7. https://doi.org/10.3201/eid1601.081467.
- World Health Organization: World Health Data Platform, online unter: https://www.who.int/data/gho/data/themes/public‑health‑and‑environment#:~:text=Mortality%20and%20burden%20of%20disease,to%20the%20environment%20is%2023%25.
- World Health Organization and Secretariat of the Convention on Biological Diversity: Connecting Global Priorities: Biodiversity and Human Health: A State of Knowledge Review, 2015, S. 11, online unter: https://www.cbd.int/health/SOK-biodiversity-en.pdf.
Juni 2021
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Portrait: Günter Freund