Bettina T. Resl,
Country Head Public Affairs, Patient Advocacy & Communication

Biodiversität spielt für die menschliche Gesundheit eine viel wichtigere Rolle, als man vermuten mag. Ohne sie gäbe es sogar zahlreiche Medikamente nicht, denn die Wirkstoffe von Arzneimitteln kommen großteils aus der Natur.1 Sie enthalten entweder direkt pflanzliche oder tierische Substanzen oder kopieren die natürlichen Stoffe. Das wohl berühmteste Beispiel ist Penicillin: Die antibiotische Substanz wurde ursprünglich aus dem Schimmelpilz gewonnen.

GROSSES POTENZIAL FÜR NEUE WIRKSTOFFE

Die Ressourcen in der Natur für die Entwicklung von Arzneimittelwirkstoffen sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Allerdings schmälert die Zurückdrängung von Pflanzen- und Tierarten das enorme pharmakologische Potenzial. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge geht das Artensterben auf der Erde 1000 Mal schneller vonstatten, seitdem es Menschen gibt.2 Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass wir mit dem Verlust von Biodiversität auch die Chance einbüßen, in Zukunft neue Wirkstoffe zu entdecken und innovative Medikamente zu entwickeln.

BIODIVERSITÄTSVERLUST: EINE ERNSTE BEDROHUNG

Die Wirkstoffgewinnung für Arzneimittel ist jedoch nur ein Aspekt der engen Verbindung zwischen Biodiversität und Gesundheit. In vielerlei Hinsicht sichert Biodiversität unsere Lebensgrundlagen wie Nahrung, saubere Luft oder Trinkwasser. Umweltverschmutzung, die Verbauung von Lebensraum und der Klimawandel tragen zum Verlust von Biodiversität bei und stellen laut der Weltgesundheitsorganisation WHO eine bedenkliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Die WHO schätzt, dass fast ein Fünftel aller Todesfälle weltweit im Zusammenhang mit Umweltproblemen stehen.3 In Europa sind es laut der Europäischen Umweltagentur etwa 13 Prozent. Auch wenn diese Zahlen vage Schätzungen sind: Die Verflechtung von Gesundheit und Biodiversität ist nicht von der Hand zu weisen.4

ZUSAMMENHANG MIT PANDEMIE

Was es bedeutet, wenn Lebensräume verschwinden, hat uns jüngst die Pandemie vor Augen geführt: Das Eindringen der Menschen in Ökosysteme wilder Tiere führt zu einer leichteren Übertragung von Krankheiten zwischen Mensch und Tier, sogenannter Zoonosen. Laut WHO gehen fast 60 Prozent aller menschlichen Infektionskrankheiten von Tieren aus, in jüngerer Zeit vermehrt von Wildtieren.5 Biodiversität könnte hier eine Wende bewirken. Die Aufrechterhaltung unterschiedlicher Lebensbereiche ermöglicht eine bessere Trennung verschiedener Ökosysteme und kann helfen, Krankheiten lokal einzudämmen.

ONE HEALTH: GESUNDHEIT WIRD KOMPLEXER

Wir müssen auch einsehen, dass einige Maßnahmen und Errungenschaften im Gesundheitsbereich die Biodiversität und in weiterer Folge auch die menschliche Gesundheit negativ beeinflussen: Gesundheitsdienstleistungen und -einrichtungen, die Produktion von Medikamenten und deren Entsorgung sowie Forschung an Tierarten haben Auswirkungen auf Energie-, Wasser- und Bodenverbrauch, Luft- und Wasserqualität sowie die Artenvielfalt. Es ist wichtig, diese Auswirkungen zu identifizieren und möglichst gering zu halten. Dazu müssen wir Gesundheit viel weiter und holistischer als bisher denken, und zwar im Sinne von One Health: Demnach ist Gesundheit kein isolierter Bereich, sondern unterliegt einem Wechselspiel aus Human- und Veterinärmedizin, Umweltbedingungen, Lebensmittelsicherheit, Handels- und Reisebedingungen. Die logische Konsequenz daraus ist, dass wir für unsere Gesundheit die Biodiversität und Umwelt schützen müssen. Diese Aufgabe müssen wir gemeinsam bewältigen – Politik, Unternehmen, jede und jeder Einzelne, weltweit.

SANOFI ERGREIFT KONKRETE MASSNAHMEN

Sanofi hat sich mit der Konzerninitiative „Planet Mobilization“ zu einem umfassenden Umwelt- und Biodiversitätsschutz verpflichtet. Dabei hält sich Sanofi an die zwei wichtigsten internationalen Regelwerke in dem Bereich: die Biodiversitätskonvention und das Protokoll von Nagoya über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile.

STRENGE AUFLAGEN BEI ARZNEIMITTELENTWICKLUNG

Zu den Maßnahmen zählen unter anderem Pläne zur Erhaltung und Förderung von Biodiversität an den Standorten, der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie die Reduktion der Umwelteinwirkungen durch Sanofi-Produkte. Die Verwendung pflanzlicher und tierischer Stoffe für die Arzneimittelentwicklung erfolgt unter strengen Auflagen und unter Ausschluss vom Aussterben bedrohter beziehungsweise geschützter Substanzen. Länder, die ihre natürlichen Ressourcen für die Arzneimittelentwicklung zur Verfügung stellen, erhalten dafür eine angemessene Vergütung. Von seinen Zulieferern und Partnern fordert Sanofi ebenfalls die Einhaltung internationaler Bestimmungen zum Schutz der Biodiversität.

REDUKTION VON ENERGIEVERBRAUCH UND INDUSTRIEMÜLL

Der Schutz der Umwelt und Biodiversität verlangt auch eine drastische Reduktion von Energieverbrauch und Industriemüll. Im “Planet Mobilization Programm” hat sich Sanofi zum Ziel gesetzt, seine CO2-Emissionen im Industrie- und Forschungsbereich von 2015 bis 2025 zu halbieren und 2050 CO2-neutral zu sein. Energieeffizienz bei den Produktionsstätten spielt dabei eine wichtige Rolle. Industriemüll soll durch Wiederverwertung, Wiederverwendung und Recycling bis 2025 zu mehr als 90 Prozent vermieden werden. 2019 lag die Recycling- und Wiederverwertungsrate bereits bei 75 Prozent. All diese Maßnahmen erfordern ein hohes Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der vorgelagerte Schritt ist die Bewusstseinsbildung auf allen Ebenen. Durch Bewusstseinsbildung und Kommunikation hoffen wir, möglichst viele Menschen im eigenen und auch in anderen Unternehmen für den Schutz unserer Umwelt und Biodiversität motivieren zu können.

Weiterführende Informationen zu Planet Mobilization von Sanofi unter: https://www.sanofi.at/de/verantwortung/unternehmensverantwortung-csr

  1. World Health Organization and Secretariat of the Convention on Biological Diversity: Connecting Global Priorities: Biodiversity and Human Health: A State of Knowledge Review, 2015, S. 11, online unter:
    https://www.cbd.int/health/SOK-biodiversity-en.pdf.

  2.  World Health Organization and Secretariat of the Convention on Biological Diversity: Connecting Global Priorities: Biodiversity and Human Health: A State of Knowledge Review, 2015, S. 168, online unter: 
    https://www.cbd.int/health/SOK-biodiversity-en.pdf.

  3. World Health Organization: World Health Data Platform, online unter: 
    https://www.who.int/data/gho/data/themes/public-health-and-environment#:~:text=Mortality%20and%20burden%20of%20disease,to%20the%20environment%20is%2023%25

  4. World Health Organization and Secretariat of the Convention on Biological Diversity: Connecting Global Priorities: Biodiversity and Human Health: A State of Knowledge Review, 2015, online unter: 
    https://www.cbd.int/health/SOK-biodiversity-en.pdf.

  5. World Health Organization: Technical report of the TDR Disease Reference Group on Zoonoses and Marginalized Infectious Diseases of Poverty, 2012, online unter: 
    https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/75350/WHO_TRS_971_eng.pdf.

Mai 2021

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