Anita Widmann,
Head of Human Resources

Mehr als zwei Prozentpunkte über dem DAX liegt die Performance von bÖrsennotierten Unternehmen, die im Top-Management auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen setzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Boston Consulting Group und der Technischen Universität München.

DIVERSE FÜHRUNGSTEAMS SIND ERFOLGREICHER

Ähnliches zeigt die Studie „Diversity wins“ von McKinsey: Demnach erbringen Unternehmen, deren Führungsebene zu mindestens 30 Prozent weiblich ist, eine bessere Leistung als Betriebe mit weniger Frauen in Entscheidungsgremien. Darüber hinaus sind Firmen mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis im Top-Management mit einer 25 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich profitabel.

UNVERZICHTBARES TALENTEPOOL

Beim Roundtable von Sheconomy zum Thema „Gender Balance in Unternehmen“ veranschaulichte die Unternehmensberaterin Katharina Thiel anhand harter Fakten und von Forschungsergebnissen, warum sich Diversität im Top-Management auszahlt. Unabhängig von besseren wirtschaftlichen Kennzahlen kann sich kein Unternehmen mehr leisten, angesichts des immer härter werdenden Wettkampfs um Fachkräfte auf das weibliche Talentepool – und somit auf rund die Hälfte aller potenziellen, qualifizierten Kandidat*innen – zu verzichten.

VIELSEITIG STATT EINSEITIG

Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Spitzengremien erhöht auch nachweislich die Innovationskraft eines Unternehmens. Es repräsentiert die tatsächlichen Marktverhältnisse, wodurch männliche sowie weibliche Perspektiven und Bedürfnisse besser berücksichtigt werden und in die Unternehmensstrategie und Produktentwicklung einfließen können. Es sorgt für vielfältige Blickwinkel, Herangehensweisen und Lösungsansätze und vergrößert dadurch den Handlungsspielraum.

Quelle: Boston Consulting Group Press Release US (bcg.com)

UNTERSCHIED ZWISCHEN MÄNNLICHER UND WEIBLICHER FÜHRUNG

Wie sich Unternehmensstrategien durch Frauen in Führungspositionen verändern, hat vor kurzem die Harvard Business Review untersucht: Demnach steigt mit dem Einzug von Frauen in Spitzengremien die Veränderungsbereitschaft im Unternehmen, hingegen sinkt die Risikobereitschaft. Die Aneignung von Know-how erfolgt weniger über Unternehmenskäufe, sondern verstärkt über Forschung und Entwicklung.

NUR ACHT PROZENT FRAUEN IM VORSTAND

Trotz der schlagkräftigen wirtschaftlichen Argumente ist es aber noch ein langer Weg, bis Frauen und Männer in Führungspositionen mit einer Selbstverständlichkeit gleichmäßig vertreten sein werden. 2020 lag der Frauenanteil in den Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten heimischen Unternehmen laut dem Gender Index des Bundeskanzleramts im Jahr 2020 bei nur acht Prozent, in den Kontrollgremien bei durchschnittlich einem Fünftel.

FRAUENQUOTE ALS MANAGEMENTZIEL

Sanofi Österreich hat bereits eine 50:50-Quote in der Führungsebene verwirklicht. Grundlegend für diesen Schritt war die Verankerung von Gender Balance in den Managementzielen des Konzerns. Denn der Weg zu Gender Balance in der Führung ist steinig und von zahlreichen, oft unbewussten Vorurteilen (Unconscious Biases) gesäumt. Eine konkrete Diversitätsvorgabe als Managementziel stellt eine konsequente Verfolgung eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses Top-down sicher.

UNBEWUSSTE VORURTEILE ALS SCHLÜSSEL

Es bedarf aber auch viel Grundlagenarbeit, um Unconscious Biases bewusst zu machen und in weiterer Folge zu beseitigen. Das beginnt bei der Formulierung von Stellenausschreibungen und endet bei Umgangsformen und Gesprächsgewohnheiten. Darüber hinaus braucht es Rahmenbedingungen, die es Frauen ermöglichen, einen Beruf mit Führungsverantwortung wahrzunehmen und Karriere zu machen. Arbeitgeber*innen sind gefordert, flexible Arbeitsmodelle anzubieten. Dabei ist es wichtig, dieses Thema nicht zu einem reinen Frauenthema, sondern zu einem gemeinsamen Anliegen zu machen, dessen Verwirklichung Vorteile für alle Seiten bringt.

Letztlich können wir das nur erreichen, wenn Diversität und ihr Nutzen auch in der Gesellschaft angekommen ist – bei Frauen und Männern gleichermaßen.

Mai 2021

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Startbild: fizkes/Getty Images
Portrait: Katharina Schiffl