Katharina Hauer,
Sanofi Genzyme Medical Head & Country Medical Chair Austria

Gesundheitssystem im Dienst der Patienten

Doppelgleisige Behandlungen, mehrfache Befunde, unkoordinierte Therapien – auch wenn das österreichische Gesundheitssystem zu den besten der Welt gehört, auf dem Weg zu einer effizienten Gesundheitsversorgung gibt es Aufholbedarf. Angesichts der wachsenden Herausforderungen braucht es rasche Maßnahmen. Denn die alternde Bevölkerung sowie die Zunahme chronischer und komplexer Erkrankungen werden das Gesundheitssystem in Zukunft stark beanspruchen. Eine integrierte Versorgung bildet die Basis für ein effizientes Gesundheitssystem: Dabei arbeiten Gesundheits- und Sozialberufe verstärkt zusammen, wodurch der Informationsfluss erleichtert und Schnittstellen überwunden werden. Das Ziel stellt eine patientennahe, ökonomisch effiziente Versorgung dar.

Zersplitterte Organisation und Finanzierung

Derzeit agieren im österreichischen Gesundheitssystem zahlreiche Akteurinnen und Akteure nebeneinander, teils überlappend und schlecht koordiniert: Krankenanstalten mit ambulantem und stationärem Bereich, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Pflegeberufe, Institute, Labors, Apotheken, Pharmaunternehmen und Einrichtungen der Sozialversicherung. Organisation und Finanzierung im Gesundheitssystem sind stark zersplittert, wie auch die Europäische Kommission jüngst in ihrem Länderbericht 2019 kritisierte. Innovationen im Gesundheitswesen finden in Form vieler Einzelinitiativen statt und gehen meist nicht in die Breite. Das alles verursacht unnötige Kosten und führt zu Ineffizienz. Zudem tragen die verwobenen Strukturen zur Intransparenz bei, was wiederum Verunsicherung bei Patientinnen und Patienten hervorruft.

Vorteile durch verstärkte Vernetzung

Eine integrierte Gesundheitsversorgung hingegen steht im Dienst der Patientinnen und Patienten. Sie verfolgt einen Servicecharakter und behandelt Patientinnen und Patienten als Kundinnen und Kunden. Die verstärkte Vernetzung verkürzt Warte- und Behandlungszeiten und verbessert die Kommunikation sowie den Informationsfluss zwischen behandelnden Ärztinnen und Ärzten auf der einen Seite und Patientinnen und Patienten auf der anderen. Die Vorteile einer integrierten Gesundheitsversorgung reichen aber weit über den Patientennutzen hinaus: Die bessere Abstimmung unter allen Akteurinnen und Akteuren verhindert Doppelgleisigkeiten, hebt in Summe die Qualität der Gesundheitsversorgung, bringt Kosteneinsparungen und entlastet letztlich das gesamte System. Vor allem bei der Bewältigung komplexer Krankheiten oder anderer komplexer Herausforderungen im Gesundheitssystem ist der integrierte Ansatz von Vorteil: Die Bündelung von Expertise aus unterschiedlichen Disziplinen verspricht optimale Lösungen.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Akteure

Für die integrierte Gesundheitsversorgung sind innovative Ansätze gefragt. Einerseits braucht es ein Umdenken bei den Akteurinnen und Akteuren des Systems. Silodenken muss zugunsten einer partnerschaftlichen, effizienten Zusammenarbeit überwunden werden. Ein wichtiger Schritt war hier die Zusammenlegung der Sozialversicherungen. Informationen dürfen nicht eigennützig zurückgehalten werden, sondern müssen für alle Behandelnden und die Patientin oder den Patienten verfügbar sein. Das schafft Transparenz und die Basis für treffsichere Diagnosen und bestmögliche Therapien in absehbarer Zeit.

Ungenutztes Potenzial bei Elga

Eine innovative Errungenschaft auf dem Weg zur integrierten Gesundheitsversorgung stellt die elektronische Gesundheitsakte (Elga) dar. Sie ermöglicht unter Einhaltung des Datenschutzes eine sichere Vernetzung zwischen Ärztinnen und Ärzten, Patientinnen und Patienten, Sozialversicherung und Apotheken. Die möglichen Anwendungen auf Basis von Elga sind weitreichend. Covid-19 demonstrierte mit der kontaktlosen Medikamentenverschreibung einen Bruchteil des Repertoires. Um das Potenzial von Elga voll ausschöpfen zu können, müssen sowohl noch einige technische Hürden, als auch Bedenken wegen des Datenschutzes überwunden werden.